Man könnte die Werke von Anna-Jutta Pietsch als Textilkunst, Recycling Kunst, Öko-Kunst, Arte Povera oder auch alles zugleich bezeichnen. Wobei Textilkunst ja traditionell gerne als typisch weiblich in die kunstgewerbliche Ecke gestellt wird. Doch von diesem Image hat sich die Kunst der Moderne und Postmoderne längst befreit. Beispiele dafür sind die Beuysschen Filzanzüge, Textilobjekte von Franz Erhard Walther, Plastiken von Cosima von Bonin und die Strickbilder von Rosemarie Trockel. Diese Künstler bedienen sich textiler Materialien mit großer Selbstverständ- lichkeit und schaffen damit herausragende Kunstwerke. Denn entscheidend für die Qualität von Kunst sind nicht Material oder Medium, sondern Inhalt, Form und Idee. Die sinnliche Qualität und die lebhaften Texturen der Bilder und Objekte von Anna-Jutta Pietsch reizen unsere Sinne und verführen zum Anfassen, Streicheln, Erfassen und Begreifen. Ihre Rätselhaftigkeit nimmt uns gefangen und irritiert unseren Verstand. Ihre Werke  spielen mit unserer Wahrnehmung, sie sind uns vertraut und fremd zugleich. So wird man nicht müde, in sie hineinzusehen und stößt immer wieder auf neue inhaltliche Facetten. Anna-Jutta Pietschs Kunstwerke stammen aus einer Welt der Imagination, aus dem freien Spiel mit Assoziationen. Sie sind die Kinder eines magischen Denkens, das  zu unseren  kulturellen Wurzeln führt.
 Gisela Hesse, Kuratorin